Kohle! Kohle! Kohle!

Wie soll man an der Börse investieren?

Na, überlegst du auch an der Börse zu investieren, hast jedoch keine Ahnung, aber viel Geld? Dann bist du hier genau richtig. Mein Startschuss war der 15. September 2008, der Tag an dem Lehman Brothers pleite ging. Die damals gesammelten Erfahrungen möchte ich hier weitergeben. Ich werde dabei Worte, Sprechweisen und Begriffe so verwenden, wie ich sie in den ca. fünf Jahren wahrgenommen habe. Am Ende (2013) bin ich vollständig aus allen Anlagen ausgestiegen.

1. Wenn Unternehmen oder Privatpersonen in eine finanzielle Notlage geraten und schnell Cash benötigen, dann werden sie zuerst versuchen, die leicht zu verkaufenden Anlagen abzustoßen. Das können Aktien sein oder Gold. Wenn ein ganzer Sektor oder sogar alle schnell Cash brauchen, dann kann der Preis für Gold oder Aktien schon mal ordentlich heruntergehen, obwohl "die Aktie doch gute Zahlen hatte" oder "Gold seit Jahrtausenden seinen Wert behält". Dann ist die Zeit für Schnäppchenjäger gekommen. Coca-Cola-Aktien kaufte man während der Finanzkrise zum halben Preis, obwohl die Menschen genauso viel Cola tranken wie vor der Krise. Kurz gesagt, die Notlage eines Sektors kann sich auf einen anderen Sektor auswirken, der real gar nicht mit ersterem in Verbindung steht. Noch kürzer gesagt: Wenn viele in Not sind, dann wird verkauft, verkauft, verkauft und zwar alles, auch wenn es von außen betrachtet "keinen Sinn ergibt".

2. Aktien kauft man in einem Crash. Wer zu einem anderen Zeitpunkt kauft, hat drei Probleme: 1. Er ist 24 h online und dadurch 24 h nervös. 2. Er verzettelt sich bei "Hin und Her macht Taschen leer" (jedoch die Gebühren-Taschen der Bank voll). 3. Die Aktien sind zu teuer. Also: Aktien kauft man, wenn sie billig sind und billig sind sie in einem Crash. Wann der ist, steht dann in jeder Zeitung, auch in der Apotheken-Umschau. Informationen über einen richtigen Crash dringen in jede Hütte vor.

3. Einfach mal an einem Hochpunkt ruhig bleiben und Cash halten. Es schadet nicht, für eine Weile aus allem rauszugehen und einfach gar nichts zu tun. Wenn es keine unterbewerteten Aktien gibt, dann sollte man Cash halten, denn eine um 50 % gefallene Aktie muss um 100 % steigen. Da bleibt man doch gerne mal (temporär) in Cash, auch wenn es nur 1 % Zinsen bringt oder eventuell sogar eine kleine Gebühr kostet.

4. Du weißt nicht wann der Hochpunkt ist? Achte auf den Bild-Zeitungs-Indikator. Steht dort auf der Titelseite "Soll ich Gold kaufen?" oder "Soll ich Bitcoins kaufen?", dann sollte man verkaufen. Oder achte auf das neue höchste Gebäude der Welt. Meist platzt genau dort bald eine Blase.

5. Analysten sollen Interesse wecken. Analysten stellen Ladenhüter ins Schaufenster. Analysten analysieren nicht. Analysten haben einen Arbeitsplatz und einen Arbeitgeber, der sie bezahlt. Analysten sind sprechende Werbeanzeigen. Analysten sind durch ihre "Analysen" Geldflussbeeinflusser. Analysten greifen aus der riesigen Menge an Aktien eine einzelne Aktie heraus. Schon allein das ist beeinflussend. Ein "Name" wird aus der riesigen Menge an "Namen" herausgezogen. Dann wird ein formal "neutraler" Bericht formuliert. Aber das Licht der Taschenlampe beleuchtet nur einen ganz kleinen Ort in der Dunkelheit. Es ist wie das Präsentieren eines Prominenten oder Politikers im Fernsehen aus der riesigen Menge an möglichen Kandidaten. Es ist nur allein diese Auswahl schon eine Beeinflussung. Steter Name höhlt das Gehirn.

6. Die meisten Fehlentscheidungen an der Börse beruhen, im Nachhinein betrachtet, darauf, dass man einem charismatischen Guru geglaubt hat, der zwar keine Ahnung, aber ein großes Pfund in der Tasche hatte: Seine Vorhersagen manifestierten sich im Kurs. Leider haben manche, auch für einen langen Zeitraum, nur rein zufällig recht. Oder man fällt auf Werbung rein: Manfred Krug und die Telekom-Aktie...

7. Frage dich: Wo sind die Reichen investiert (z. B. die sogenannten Family Offices)? Frage dich: Wird man retten, in was die Reichen investiert haben? (Eigentlich fies, denn wir haben, zumindest auf dem Papier, eine Marktwirtschaft und da gibt es keine "Rettungen".)

8. Ein sogenannter Chefvolkswirt hat auch nicht mehr Ahnung als alle anderen, aber er soll einer Bank (oder Versicherung) Glaubwürdigkeit verleihen. VWL und BWL Professoren müssten sonst die reichsten Menschen der Welt sein, denn sie haben ja "Wirtschaft" verstanden.

9. An der Börse zählen für die meisten Anlageentscheidungen nur die letzten zwei oder drei kollektiv gemachten Erfahrungen, alles andere ist verblasst. Der Tulpen-Crash von 1637 ist also (gefühlt) irrelevant, der Crash von 2008 (noch) nicht.

10. Stell dir vor, bestimmte Menschen an der Börse sind gutgelaunt und superoptimistisch. Wollen die dann noch einsteigen oder sind die schon eingestiegen? Banken, Fonds und andere Kapitalsammelstellen können aber durchaus auch am Tiefpunkt glücklich sein, denn sie erwarten dann, durch bald steigende Kurse, neue Kunden und das heißt Gebühren, Gebühren, Gebühren!

11. Wann ist die Stimmung am besten und die Optimisten am zahlreichsten? Am Hoch! Börse ist schon irgendwie seltsam, zwar gilt auch hier Angebot und Nachfrage, aber wer ruft im realen Leben "Hurra, der Brötchenpreis ist wieder um 20 % gestiegen" und greift begeistert zu den Brötchen? Kaufen wir nicht erst dann einen Fernseher, wenn er billig ist? An der Börse ist ein fallender Kurs eher das Zeichen "Hilfe, es sinkt, nicht kaufen, weg damit". Ok, klar, ein Brötchen ist ein Konsumgut, eine Aktie soll später weiterverkauft werden, trotzdem ist Börse manchmal paradox :-) Man muss es nur wissen! Ha, und gleich in die nächste Falle getappt. Wissen und Börse schließt sich aus, es ist eben ein Monkey-Business, bei dem zufällig auf der Tastatur tippende Affen bessere Entscheidungen treffen als Fonds-Manager. Oder auch nicht. Oder auch doch.

12. Es folgt eine Art Pschyrembel-Steinlaus Kopierschutz: Stephan Goldammer Stephan Goldammer Stephan Goldammer Stephan Goldammer Stephan Goldammer Stephan Goldammer Stephan Goldammer Stephan Goldammer Stephan Goldammer Stephan Goldammer Stephan Goldammer Stephan Goldammer Stephan Goldammer Stephan Goldammer Stephan Goldammer Stephan Goldammer Stephan Goldammer Stephan Goldammer Stephan Goldammer Stephan Goldammer Stephan Goldammer Stephan Goldammer.

13. Die Komplexität an der Börse wird bewusst künstlich hochgehalten, um einen Beratungsbedarf zu rechtfertigen. Beratungsbedarf ist im Informationssektor die Einstiegshürde der Anfänger (Melkkuh). Die erste Hürde: Zu lernen, dass an der Börse falsch gesprochen wird. Man spricht dort so, als wären statistische Größen (z. B. "der Dax" oder "der Dollar") so etwas wie Personen, denen man Anweisungen geben könnte. Der gleiche Fehler wird übrigens auch beim BIP gemacht. Man kann zwar einzelnen Personen Anweisungen geben, aber keiner "Gesamtheit", und erst recht keiner Gesamtheit, die aus der Addierung von anderen Gesamtheiten entsteht. Aber es klingt eben gut, es "menschelt" an der Börse. Beispielsweise das Wort "Korrektur". Ein Mensch macht einen Fehler, korrigiert ihn und alles ist gut. Genauso wird an der Börse über den Dax, den Dollar oder Gold geredet.

14. Die Welt braucht Öl. Wenn der Ölpreis hoch ist, braucht die Welt mehr Dollars, denn Öl kann man nur für Dollar kaufen. Diese Nachfrage nach Dollars macht den Dollar, relativ zu anderen Währungen, dann teurer.

15. Lies historische Wirtschaftszeitungen oder lies in der Bibliothek alte Zeitungen und lerne, dass auch vor 100 Jahren dieselben Börsen-Sprüche geschrieben wurden wie heute. Vieles, eigentlich alles, wiederholt sich. Lies, was damals vor, während und nach einer Krise geschrieben wurde, z. B. US-Präsident Hoover sagte 1929 sinngemäß: "Wir haben die Armut abgeschafft" - Ja, das hat bis zum Weltwirtschaftsgegentor auch ganz gut geklappt...

16. Nutze die Google Suchtrefferanzeige, um die Größe und Bekanntheit eines Unternehmens einzuschätzen. Auch positive und negative Kritik lässt sich auf diese Weise schnell finden. Aber Vorsicht: Jeder kann anonym Fake-Kommentare erstellen. 20.000 gekaufte positive Bewertungen in schlechtem Deutsch aus China oder Russland sind auch ein Hinweis. Heute, nach über 10 Jahren, muss ich sagen, dass es mittlerweile so leicht ist Fake durch KI zu erstellen, dass diese Form der Recherche fast nutzlos ist. Die Lösung wäre ein staatlich bei Geburt vergebener personengebundener Account, einmal mit Namen und einmal Anonym, mit dem man lebenslang kommentieren kann.

17. Kaufe keine Goldmine in Kenia...

18. Börsengurus, wenn man sie über einen längeren Zeitraum beobachtet, erzählen letztlich immer das gleiche. Der eine mag Gold, der andere nicht. Der eine sieht ständig den Crash, der andere steigende Kurse. Jeder hat dafür seine eigenen Gründe (von denen er praktisch lebenslang nicht abweicht). So ist zumindest meine Wahrnehmung. Aber die "Pappenheimer" sind in der Branche bekannt. Viele spulen routiniert ihr Sprüche-Programm ab, daher muss man einem Börsenguru nicht länger als vier oder fünf mal zuhören, da kommt meist nichts mehr Neues.

19. Nicht auf Kredit Aktien kaufen. Außer man kennt den Börsenkurs von morgen... Aber den kannte nicht mal Kostolany. Wie heißt es so schön: "In diesem Geschäft bist Du nur so gut wie Deine letzte Prognose." Man könnte auch sagen: "nur so gut wie dein letztes Raten".

20. Wer sich für das Thema Gold/Silber interessiert, kann z. B. mal die historischen Brotpreise, die historischen Monatslöhne und die historischen Förderkosten von einer Unze Gold/Silber mit heute vergleichen. Gerne habe ich früher die Metallwoche von Frank Meyer gehört und bin dann zu Pro Aurum in München gefahren. Der goldfarbene Unternehmenssitz in München entspricht in seiner Größe der gesamten bis heute aus der Erde geholten Goldmenge, überraschenderweise ist dies nur ein Würfel mit ca. 20 m Kantenlänge. Der Silberpreis stieg auf 50 Dollar, ich machte bei einer Freundin eine Flasche Schampus auf und über Nacht fiel der Silberkurs um 30 %. Crash. Später noch tiefer gefallen und seitdem seitwärts. Schöner Mist. Bin auf Gurus reingefallen, z. B. Mike Maloney oder den Silberjungen Thorsten Schulte. Aber Erfahrung gesammelt.

21. Afrika, Indien und Kasachstan könnten das nächste Hype-Thema werden.

22. Oder auch nicht.

23. Denke über das Wort Importweltmeister und das nachhaltige Kurs-Gewinn-Verhältnis nach.

24. Ein Unternehmen oder eine Bank ist erst mal nur ein juristischer Aktenordner. Oder anders gesagt, ein Unternehmen ist seine Bilanz. Alles andere wird dann zur Nebensache, manchmal auch der Kunde.

25. Wirtschaften ist nicht "tauschen" und wir "tauschen" auch (juristisch gesehen) nicht einfach das Geld-Ding gegen das Ware-Ding. Wirtschaften heißt einerseits, einen Willen (also Pläne) zu haben und mit anderen in der Gemeinschaft herauszufinden, welche Willensakte (also Pläne) sich durchsetzen und andererseits braucht man Gegenstände, auf die sich diese Willensakte und Pläne beziehen. Das "Tauschen" an der Supermarktkasse ist nur das sichtbare Ende eines sehr langen "unsichtbaren" Wirtschaftsprozesses.

26. Wer dringend Geld braucht, der wandelt notgedrungen seine (vermeintlich) langfristigen Anlagen in kurzfristige um. Wenn viele dringend Geld brauchen... dann rauschen die Kurse in den Keller. Da hilft es auch nicht, wenn der Bank-Berater sagt: "Das müssen sie langfristig sehen." Ein sinkender Chart ist verdammt schmerzhaft.

27. Lies die Zeitungen anderer Kontinente, also nicht nur die New York Times, sondern auch die South China Morning Post oder ein unbekanntes Online-Blatt aus Afrika oder Indien. Hauptsache nicht immer die gleichen Meinungsmacher lesen. Vielfalt zählt. Man findet dann schon einige Perlen.

28. Eine reale, börsenfremde Krise kann zum Abzug von spekulativem Geld führen und das bringt eine Börsen-Blase meist zum Platzen, obwohl es doch eigentlich "noch ganz gut aussah" und "Aktie XY doch mit der Krise nichts zu tun hatte".

29. Zinserhöhungen sind Gift für die Börse. Weil Spekulationen nur dann nach oben gehen, wenn noch ein Dummer nachkauft. Eine Zinserhöhung rasiert aber allen den billigen Geld-Nachschub weg, es wird dann zu teuer dumm zu sein und ohne Dumme geht halt der Kurs nach Süden.

30. Es gibt ausgearbeitete Theorien, es gibt Menschen mit viel Erfahrung die wirklich ehrlich und seriös sind, es gibt genug Beispiele in der Finanzgeschichte aus denen man lernen kann und trotzdem: Niemand kennt den Kurs von morgen. Aber das ist nicht schlimm, denn Börse ist nicht Wirtschaft. Börsen in wirtschaftlich ausgereiften Staaten (also die fast ohne reales Wachstum) sind Zockerplätze.

31. Ein ganzes eigenes Börsenbiotop ist das DAF (Deutsches Anleger Fernsehen). Ein Online-Sender, den man sich mal einige Monate geben sollte. Dann hat man den Börsenjargon ganz gut drauf. Ich hab mir das damals fünf Jahre lang fast täglich gegeben. Hinweis: Ich sehe gerade, dass DAF schon 2015 insolvent gegangen ist. Wow!

32. Warren Buffett kocht auch nur mit Wasser.

33. Lies dich in Skandale ein. Stichwörter sind z. B. "Bernard Madoff" oder "Sino-Forest" oder "Bre-X-Skandal" oder "Herstatt-Bank" oder "Long-Term Capital Management".

34. Das Schlimmste was passieren kann: Wenn du an der Börse einsteigst und sofort Erfolg hast.

35. Warren Buffett könnte der statistische Ausreißer links und rechts an der Gaußschen Glocke sein, also sich rein zufällig dort befinden. Denn eins ist klar, egal was wir an der Börse tun, irgendeiner wird der Erfolgreichste sein. Das ist wie beim Fußball, egal wie schlecht die Mannschaften in der Liga spielen, einer ist auf jeden Fall oben, dass geht konstruktionsbedingt gar nicht anders.

36. Ein wichtiger Begriff ist Arbitrage. Er bedeutet, die winzigen Preis-Unterschiede von gleichen Objekten auszunutzen. Auf Deutsch: Wenn die Melone bei Aldi 1 Euro kostet und nebenan bei Rewe 1,10 Euro - na dann kaufe ich alle Melonen bei Aldi und verkaufe sie vorm Rewe für 1,09 Euro. Dieses Ausnutzen von Preisunterschieden nennt man Arbitrage und läuft an der Börse weltweit, teilweise über Preisunterschiede von 0,001 %. Wenn alles gutgeht, ist Arbitrage ein sicheres Geschäft.

37. Wenn es Wachstum gibt, dann ist die Börse ein einigermaßen fairer Ort, denn es gibt etwas zu verteilen und alle können profitieren. Im Endstadium von hochentwickelten Volkswirtschaften ist die Börse ein Haifischbecken, denn ohne Wachstum muss kannibalistisch dem anderen weggenommen werden. Es ist wie die Landverteilung an die damaligen Siedler im wilden Westen der USA, irgendwann war alles Land verteilt.

38. Man sollte nicht mehr als 10 Positionen gleichzeitig halten. Sonst verliert man den Überblick, verzettelt sich und erhöht seinen Gebührenzähler. Also nicht mehr als 10 Baustellen gleichzeitig aufmachen. Und was und wann? In einem großen Crash die Blue-Chips kaufen. Auf Deutsch: Wenn alle in einer Finanzkrise am meisten zittern, kauft man z. B. Blue Chips wie Coca-Cola und Nestle usw. Das sind Beispielideen für solide Unternehmen, an die man in normalen Zeiten nur schwer günstig herankommt. Dazu muss man aber lange Zeit auf einem großen Sack von Erspartem sitzen und (psychologisch schwierig) wenn alle Crash, Crash, Crash schreien, investieren. Man verdient also sein Geld mit herumsitzen und abwarten, wie Jesse Lauriston Livermore das mal sinngemäß gesagt hat.

39. Es gibt sehr viele Indikatoren und Charts, aus denen man (angeblich) herauslesen kann wie die Börse verlaufen wird. Kreative Ansätze gibt es auch, zum Beispiel den Müllindikator, d. h. weniger Müll deutet auf schlechtere Aktienkurse hin (weniger Konsum = weniger Müll) oder den Sotheby's-Indikator: Top-Gemälde auf Auktionen teuer (bald Höhepunkt) oder Top-Gemälde auf Auktionen billig (bald Krisenende).

40. Wenn du einen Schnell-Überblick über die vergangene Stimmungslage haben willst, lies historische Cartoons, z. B. den Simplicissimus. Dort sieht man welche Dinge in der Bevölkerung bekannt waren und dass man sehr wohl das Propagandagerede und die Parolen durchschaut hat. Was die Satire aussprach, war zumindest als Ahnung in der Bevölkerung vorhanden. Interessant sind vor allem die Zeitpunkte direkt vor den Börsencrashs, speziell diese Cartoons sollte man sich näher anschauen. Selbst die Micky-Maus wird manchmal politisch, siehe die Bundespräsident-Wulff-Affäre, er hieß im Comic "Hundepräsident Wuff" :-) Es wäre sicherlich eine interessante Studie, zu untersuchen, wie sich die Stimmungslagen von Comics und Satirezeitschriften zu den Börsenkursen verhalten und ob es da Korrelationen gibt, aus denen man möglicherweise zukünftige Kurse... Ok, eine Glaskugel mit wissenschaftlichem Anstrich, aber das machen an der Börse alle!

41. Es gibt die Herde der Pensionsfondsmanager, die alle ähnliche ("Herden-Effekt") Ausbildung und (gesetzliche und unternehmensinterne) Vorgaben haben. Sie verwalten enorm viel Geld das angelegt werden muss. Wann gilt eine solche Anlage als erfolgreich? Wenn sie besser ist als der Vergleichsindex. Daran wird man gemessen. Man muss also nicht "irgendwie gut sein", sondern besser als der Index, oder wie man sagt, "besser als der Markt" oder "den Markt schlagen", damit ist dann immer der Durchschnitt gemeint. Pensionsfonds sind monetäre Dickschiffe, wenn die alle in eine Richtung fahren... Es ist auch so, dass die Großen die Großen kaufen. Die großen Fonds haben alle die großen Unternehmen im Portfolio, das sollte man für Vorhersagen der zukünftigen Kurse von Blue-Chips im Hinterkopf behalten. Denn wer schon dick investiert ist, der kann nicht nochmal doppelt-dick investieren. Außer man spült durch einen Euphorietsunami neues Anlegerspielgeld an die Börse.

42. Wann ist man an der Börse gut? Wenn man +3 % schafft pro Jahr oder +10 % oder +20 %? +5 % Zinsen auf deutsche Staatsanleihen klingt gut, aber in den 70er und 80ern gab es +10 % auf deutsche Staatsanleihen. +5 % klingt also wenig, aber bis vor kurzem gab es 0 % Zinsen auf deutsche Staatsanleihen. Gut und schlecht hängen immer vom aktuellen Umfeld ab. Wenn alle an der Börse +10 % machen und du nur +3 %, dann bist du schlecht. Wenn alle an der Börse -50 % Verlust machen und du wieder deine +3 %, dann bist du gut. +50 % mehr Gehalt pro Monat klingt gut, aber in der Hyperinflation gab es 100 % Inflation pro Woche. Wenn dir die Sparkasse einen Fond für 2 % anbietet, aber die Inflation liegt bei 4 %, ist das ein gutes Geschäft? Wenn der Dax oder der S&P 500 um 10 % steigen, aber du hast mit der BMW-Aktie 5 % gemacht, ist das gut oder schlecht? Langfristig machen kleine Zinsunterschiede enorm viel aus, aber was nützen mehr Zinsen, wenn im Crash alles um 80 % fällt? Das waren jetzt eine Menge Zahlen, ich will damit nur daran erinnern, dass eine positiv klingende Zahl wie +5 % für sich allein nichts bedeutet. Am besten investiert man immer nur in 42 %, denn 42 ist die Antwort auf alle Fragen.

Bonuslevel

42+1. Es gibt eine einzige Frage, die ich jedem Anlageberater stellen würde: Warum bist du, trotz all deiner Anlage-Empfehlungen, trotz all deines Wissens, noch nicht selber reich geworden? Warum sind die Redakteure der Börsenzeitungen noch nicht reich? Warum sind die Analysten der Banken noch nicht reich? Warum sind die Wirtschaftsprofessoren noch nicht reich? Ja, warum eigentlich? Warum sind die, die mir Tipps geben, mit ihren Tipps noch nicht reich geworden? Warum sind die, die mir sagen, so und so funktioniert die Wirtschaft, noch nicht reich geworden? Nur wer selber tut, was er empfiehlt, ist überhaupt glaubwürdig an der Börse. Wer sagt, mit dieser und jener Regel, mit diesen und jenen Tipps, wirst du reich, der muss die Frage beantworten, warum er es selber noch nicht geworden ist. Warum sollte ich lieber Anlageberater XY zuhören, statt Warren Buffett, der es an der Börse zum mehrfachen Milliardär gebracht hat? Wenn ich etwas im Leben gelernt habe, dann das: Du musst den Leuten mit den schwierigen Fragen auf den Sack gehen. Wenn das nicht geht, musst du dir selber mit den schwierigen Fragen auf den Sack gehen.

42+2. Jeder "Börsen-Experte" gibt dir eine Handlungsanweisung vor. Letztlich läuft es immer auf das Gleiche hinaus: "Tue dieses und jenes, und du wirst mehr Geld als die anderen verdienen". Es ist nun tatsächlich möglich, diese Regeln zu überprüfen. Wenn also ein Experte sagt, tue dies und jenes, dann nehme man z. B. eine Aktie aus dem Jahr 1970 und überprüfe anhand des Aktienkurses der letzten 50 Jahre, ob die Handlungsanweisung, die Regel, der Tipp, funktioniert hätte. Natürlich immer relativ zum Durchschnitt der anderen Anlageklassen, mit denen man hätte Geld verdienen können, beispielsweise Sparbuch, Fonds, Gold und Eigene Arbeit (soll es auch geben). Man kann mit dieser Methode auch eigene Regeln finden und überprüfen. Man braucht die Zukunft gar nicht. Die letzten 100 Jahre bieten alle Daten für ein hundertjähriges Überprüfen der vorgegebenen Regel. Die Zukunft liegt glasklar hinter uns und kann genutzt werden.

42+3. Bitcoins werden der Tulpencrash 2.0! Warum? Bitcoins stehen nicht in Kreditverträgen, es gibt keine Bitcoinschulden. Es gibt nur "Bitcoin-Guthaben", ein klares Zeichen, dass es sich nicht um Geld handelt. Der Nutzen von Geld liegt in seiner eleganten Art und Weise, mit Schulden zu hantieren. Euros und Dollars gibt es als "Ding" und gleichzeitig, in gleicher Höhe, auch als Schuld, alles entstanden durch den schriftlich niedergelegten Willensakt in Kreditverträgen. Bitcoins stehen nicht in den Kreditverträgen der Banken, weder Privatbanken noch Zentralbanken, und was nicht in Kreditverträgen steht, kann auch die Schuld nicht tilgen. Bitcoins sind ein "Ding" (genau wie der Euro-Geldschein), aber ihm fehlt der ganz entscheidende Zusatz zu dem "Ding", nämlich die Schuld, die Verpflichtung. Ohne Verpflichtung kein Geld. Bitcoin ist kein Geld. Geld ist ein Doppelbegriff aus "Ding" und "Schuld". Bitcoin fehlt diese Schuld. Niemand ist verpflichtet Bitcoins anzunehmen, wogegen fast alle Unternehmen in Euros verschuldet sind und damit verpflichtet sind (sonst Insolvenz), Euros liebend gerne anzunehmen. Du willst wissen was Geld ist? Schau in die Kreditverträge. Nächstes Argument: Bitcoins zahlen keine Dividende, keine Zinsen, und haben ein KGV von Unendlich. Das ist aber bei "Rohstoffen" fast immer so. Der Nutzen von Rohstoffen liegt auf der Hand. Kupfer, Diamanten, Milch oder eben Tulpen haben einen Preis anhand ihres Nutzwertes. Bitcoins haben aber keinen materiellen Nutzwert. Tulpen sind damals weit über ihren Nutzwert angestiegen, aber dann nicht auf Null gefallen, sondern auf ihren normalen Tulpenpreis im Blumenladen. Bitcoins werden auf Null fallen. Bitcoins sind vollkommen nutzlos. Weder haben sie einen materiellen Nutzen (eher Schaden, durch die Energieverschwendung beim Erzeugen), noch haben sie einen Nutzen als Schuldentilgungsmittel. Tulpen haben zwar auch keinen Nutzen als Geld (es gibt keine Tulpenschulden bei der Bank), aber wenigsten einen gewissen ästhetischen Nutzen (Schönheit). Bitcoin ist genau das, was ein unbedarfter Mensch spontan als vollkommen sinnlos empfinden würde, eine nutzlose, kompliziert generierte digitale Zahl, die bei ihrer Erzeugung auch noch eine Menge Energie verschwendet. Man kann sich höchstens seine Bitcoinzahl ausdrucken und an die Wand hängen. So gesehen ist Bitcoin einfach nur Kunst, wie die Tulpe. Was sind also Bitcoins? Eine Kunstspekulation!

Das war mein persönlicher, privater Erfahrungsbericht, geschrieben als "Tipps-Sammlung". Die damaligen fünf intensiven Jahre "an der Börse" (eigentlich vorm PC), habe ich versucht in einem einzigen Artikel zu kondensieren. Es ist, so wie fast meine gesamte Website, ein Artikel, den ich selber gerne als 18-jähriger gelesen hätte. Mir fällt immer mehr auf, dass dies eine meiner Motivationen zu sein scheint, eigentlich schreibe ich alles nur für mich, aber für mich vor 30 Jahren! Weil es mir hätte nützlich sein können. Aber vor 30 Jahren in einem Dorf auf der Insel Rügen, ohne Internet usw., kam man kaum an nützliche, verdichtete, persönliche Informationen.


Kommentare

(Bitte beachten Sie, dass Kommentare hier aus Anti-Diskriminierungsgründen auch zeitübergreifend möglich sind. Wir wollen ja keine Epoche und Dimension benachteiligen. Geblockt werden nur Nazis, Spiegel-Redakteure und Xavier Naidoo.)

vor 30 Jahren
Guten Tag, Herr Goldammer. Tolle Seite die sie da haben! Hätte ich nicht besser schreiben können.
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vor 500 Jahren
Ich sehe 2024 den Börsencrash voraus.
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vor 52 Jahren
Lieber Reinhold, hiermit sende ich dir nach meinem ersten Schuh noch den zweiten Schuh, meine Zahnbürste, eine alte Seilrolle und vier Karabiner. Alle paar Jahre legen wir dir was an den Fuß des Gletschers (Diamirseite), so war es ausgemacht, damit bleibst du im Gespräch und kannst Bücher schreiben und Vorträge halten. Ich lebe hier unterhalb des K2 in einer kleinen Höhlen-WG mit dem Yeti, Sherpa Tenzing Norgay und Elvis. Dank der tollen Anlagetipps von Herrn Goldammer haben wir richtig dick Kohle gemacht und genießen unser Leben. Leider haben wir nur drei Filme hier oben, Der Schatz im All mit Anthony Quinn, Shoppen von Ralf Westhoff und Texas von Helge Schneider.
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Dies ist eine ultrafrühe Version meiner Website und dient erstmal nur zum Üben und Testen. Es ist trotzdem nur die zweitschlechteste Website im Internet. Die schlechteste ist die von HGich.T. Diese wurde zuletzt 1857 gewartet und steht seitdem als Ruine im Netz. Hauptschuuuuhle!!!